Freitag, 3. Juli 2015

Morgens halb 10 in Deutschland

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Ein theoretisches Szenario in einer deutschen oder auch bayrischen Amtsstube. 


Ich klopfe an,... 

als eine harsche Stimme "HEREIN" tuft, öffne ich mit Mühe die Tür und rolle ins Büro, wo mich eine etwas rundliche Frau über ihre dicke Brille hinweg mustert, als hätte ich sie bei einer wichtigen Arbeit unverschämt gestört. 
 
"Ahso sie brauchen den Rollstuhl? "
"Nein" 

- Pause - 

"warum sitzen sie dann in Einem? "
" weil ich schon drin sitze brauche ich ja keinen mehr"

Ich sehe wie sie überlegt, dann aber fortfährt.. . 

"Name? "
"Beckmann, mit ck zwei n und ohne f"
"Beckmann schreibt man ohne f"
"Sag ich doch "

Ohne zu reagieren fährt sie fort mit fragen.

" geboren? "
" selbstverständlich, sonst wäre ich wohl kaum hier "

Immer noch weder ein Lächeln, noch ein Wutausbruch 

" Wo geboren? " 
wird sie jetzt schon deutlicher
" Im Krankenhaus "
" nein, welcher Ort? "
" Hmmm, ich denke im Kreißsaal "
" Jetzt stellen Sie sich nicht so an, in welcher Stadt sind sie geboren? "
" Oberndorf am Neckar, 78727..."
"Na also, geht doch... Alter? "
" ich meine ca. 1.250 Jahre "
" Nicht die Stadt, sie... Seinen sie doch nicht so schwerfällig,
W A N N   S I N D  S I E  G E B O H R E N???" 


Sie zieht die Frage ganz langsam hinaus, wohl um sicher zu gehen, dass ich sie jetzt endlich verstehe

" also ich war da ja noch zu klein, aber meine Mutter meint es war 22:10, und die muss das ja wissen... "
" NEINNNN.... Welcher Tag? "
" Freitag, glaube ich... "
" Nicht der Wochentag,... welcher Tag im Monat !!! ? " 

Sie wird nun doch etwas lauter... 

" Also wissen Sie, jetzt fragen Sie mich schon eine viertel Stunde Dinge, die sie dann doch nicht wissen wollen. Sie brauchen nicht zu denken, dass sie einen Behinderten so behandeln können, nur weil es ihnen auf Kosten des Steuerzahlers langweilig ist und sie denken, der blöde Rollstuhlfahrer kann sich nicht wehren. Meinen nächsten Termin habe ich zuerst beim Integrationsbeauftrsagten und dann bei ihrem Vorgesetzten...
Alles muss ich mir nun auch nicht gefallen lassen... "


Ich verlasse das Amtszimmer, eine verdutzte Sachbearbeiterin mit weit geöffneten Mund zurücklassend um nach Hause zu fahren, den vergessenen Ausweis zu holen, wegen dessen Verlängerung ich eigentlich unterwegs bin.

.... eine Stunde später ....

.. Zurück im Amt, jetzt tatsächlich mit dem zu verlängernden Ausweis, den ich zuvor ja vergessen hatte. 

Ich klopfe wieder an die Tür des Amtszimmers. Schon nach dem ersten Klopfen... Nein, kein garstiger Ruf... Die Tür geht auf und dieselbe Dame mit Brille öffnet... mit freundlichem Lächeln und ebensolchen Gruß. 

"Sie sind es wieder. Dieses mal kann ich ihren bestimmt helfen "

"Hmmm" denke ich mir, "was hat die denn zwischenzeitlich geraucht?"

" Ja, ich wollte doch meinen Ausweis verlängern " 

sage ich gleichermaßen freundlich, da ich ja eigentlich ein höflicher Mensch bin, wenn man mir höflich begegnet. 

" ja sagen Sie, wie lang soll er denn dann werden? " fragt sie besonders höflich.

"Aha", denke ich, "du willst also spielen,...
das kannst du haben..."


"Na, so lang , dass er noch in meine Hose passt " 

... Sie, überlegt... 

"ja wie lang ist das denn dann? "
" Was meinen Sie denn..? Wie lang do ein Ding sein darf, ist doch sicher genormt "
" Wie lang ist denn ihr jetziger ? "

Aha, Mädel, jetzt hab ich dich... 

" das tut hier nun wirklich nichts zur Sache,... meinen Sie, ich erzähle das jedem?"
" Nein, sie wissen schon , haben sie ihn dabei?" 

lenkt sie leicht errötend ein, da sie nun anscheinend die doppeldeutgkeit bemerkt hat. .
" Immer, ohne gehe ich nicht aus dem Haus "
"Na, dann zeigen sie mal her"
"ok, dazu muss ich aber aufstehen " sage ich, langsam aus dem Rollstuhl aufstehend. 

" Nein, nein, lassen Sie... "
" wie jetzt? Wollen Sie ihn nicht mehr sehen?"

(hektisch) "Doch... äh... nein.. , das war doch nur ein Spaß,... Weil sie doch vorhin auch Spass gemacht haben... Da dachte ich..."

"...es gibt Dinge, da hört bei mir der Spass eindeutig auf, erst sehen wollen, und wenn ich dann aufgestanden bin, um ihn Ihnen zu zeigen, dann plötzlich wieder nicht... Es ist für mich schwer genug aufzustehen und ihn aus der Hose zu holen, ... Jetzt ziehe ich das auch durch "

Mit diesen Worten greiffe ich beherzt in meine rechte Hosentasche, ziehe meinen Ausweis heraus und legte ihn Ihr auf den Schreibtisch. 

Ich kann euch sagen, so sieht Erleichterung aus.

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