Gedichte



Gedicht 1

Gezeiten

Der alte Fischer steht am Meer
schaut Priele sich im Watt verstecken
wo eben See war ist nichts mehr.
Möwen sich im Öl verdrecken.

Der alte Fischer schaut ganz weit
der Horizont der ist sein Ziel
dahinter liegt sein Liebesleid,
bedeckt von Jahren, schwer und viel.

Der alte Fischer liegt im Meer,
zurück das Meer,-  aus mit verstecken.
Liebesleid, das gibt’s nicht mehr,
jetzt wird er im Meer verrecken.

Gedicht 2

Der Fleck
An jeder Wand an die er sieht,
da erkennt er einen Fleck.
Er weiß gar nicht wie ihm geschieht,
doch er weiß, der Fleck muss weg.

Mit Bürste und mit nassem Schwamm,
rückt er dem Fleck zu Leibe.
Er rubbelt fest, so fest er kann,
doch der Fleck meint, dass er bleibe.

Die Tapete ist schon weg,
vernichtet durch so viele Reiniger.
Doch was bleibt, das ist der Fleck,
der trotzt beharrlich seinem Peiniger.

Da schaut er endlich mal genauer,
und merkt, der Fleck ist nur ein Licht.
Es ist ein Trugbild an der Mauer,
und das schaut aus wie ein Gesicht.

Die Abendsonne hat’s gemalt,
die durch die kahlen Büsche scheint,
ein Gesicht, das sonnig strahlt,
der Frau mit der er einst vereint?

Es ist nicht Soße und nicht Farbe,
Erinnerungen sind’s, tief eingebrannt.
Es ist die tiefe, dicke Narbe,
Sehnsucht, die er einst Frau genannt.

Da bleibt er also, unser Fleck
An jeder Wand vor der er steht.
Der Fleck der schert sich einen Dreck,
darüber, dass er nicht vergeht.

Gedicht 3
Eine haarige Sache…

Ja, ja, die Frauen haben’s gut.
Das Altern bringt sie zwar in Wut,
doch auch wenn sie mal jünger waren,
so sieht man das nicht an den Haaren.

Ganz anders ist das wohl beim Mann,
der da ein Liedchen singen kann.
Erst wachsen sie, dann gehn` sie aus.
Das mit den Haaren ist ein Grauß.

Zuerst, da wachsen sie, zack-zack,
an seinem neuen Hodensack,
und wenn die Lenden erstmals zucken,
fangen die Härchen an zu jucken

Bald spießen sie dann auch am Kinn,
kein Mensch weiß, wo ist da der Sinn.
Kaum sind die Dinger dann gewachsen,
fängt man schon an sie abzukratzen.

Und auch die Haare auf der Brust,
sind viel Last und wenig Lust.
Hat man zuviel, dann ist man Affe,
sind es zu wenig, ist man Laffe.

Dann irgendwann werden sie grau,
die Stirn wird hoch, der Wirbel flau.
Der Mann fragt sich mit blassem Schrecken,
wie er das wohl kann verstecken.

Doch damit ist es nicht genug,
die Haare wachsen, welch Betrug,
in Ohr und Nase, wo sie stören
und überhaupt nicht hingehören.

Nun gut, ich nicke und gesteh,
Was für den Mann die Last und Weh,
für eine Frau so dann und wann,
genau so gut der Mann sein kann.

Gedicht 4

Die liberale Made

Die Made schleicht durchs das nasse Gras,
folgt den Düften die sie locken,
weil sie schon lange nichts mehr fraß.
Ihr Bauch ist leer, die Kehle trocken.

Da sieht sie ihn im Grase liegen,
der dessen Namen man vergisst.
So siebzig Kilo mag er wiegen,
keiner da, der ihn vermisst.

Streng sein Geruch liegt in der Luft,
der Made  wird’s  ne Freude sein,
denn sie liebt den Todesduft,
da riecht es lecker, schmeckt es fein.

Penner, Assi, sie ihn nannten,
als er noch im Leben weilte,
schade, dass ihn keiner kannte,
bevor die Not mit Schnaps er heilte.






Ein Schmarotzer sei er, arbeitsscheu,
wertlos und auch nicht ganz ehrlich
wäre schmutzig, stinkend, wasserscheu
und nebenbei auch noch gefährlich

Er passt nicht her, in ihre Welt,
sie war’n sich klar er müsse weg.
So gaben sie für Schnaps ihm Geld,
damit er sich tot säuft, war der Zweck.

Danach sie ihn nie wieder sahen,
Fünf Flaschen haben es vollbracht,
er soff sie aus, sah Engel nahen,
in dieser, seiner letzten Nacht.

All die, die in den Tod ihn trieben,
haben dabei Eins vergessen,
Am Ende werden doch auch sie
von den Maden nur gefressen.

Denn Maden sind da liberal,
ob reich, ob arm, ob schlecht, ob gut
das ist der Made ganz egal,
so lange es nur schmecken tut.




Gedicht 6

Am Rand des Meeres


Hohe Wellen peitschen weiße Gischt ans Ufer.
Mit schnellen Schritten gehe ich am Rand des Meeres entlang.
Meine Füße hinterlassen tiefe Spuren,
die sich schnell mit salzigem Wasser füllen.
Ich wende mich nicht um,
denn der Weg zum Ziel ist noch weit.

Sanft umspülen die letzten Zungen des Wassers die leeren Muscheschalen.
Langsam bewege ich mich am Rand des Meeres entlang.
Die Räder des Rollstuhls graben sich mühsam durch den tiefen Sand
und die Möwen picken Würmer aus der Spur, die ich hinterlasse.
Ich schaue den Wolken nach die vorbeiziehen,
denn das Sein kennt keine Eile.

Eine neue Flut drängt machtvoll ans Ufer.
Ich erhebe mich in die Luft, am Rand des Meeres.
Meine Flügel sind schwer vom Schmutz des Öls,
das meine verklebten Federn zu Blei gemacht hat.
Ich versuche den fernen Sonnenaufgang zu erreichen,
damit er mich vom Schmutz befreit.


Warmes Wasser kitzelt unsere Füße.
So sitzen wir am Rand des Meeres.
Zwischen unseren Zehen sammelt sich der Sand,
den Jahrhunderte angespült haben..
Ich halte deine Hand und halte deine Hüfte,
damit wir zusammen am Rand des Meeres tanzen können.

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