Mittwoch, 8. Juli 2015

Wie Moses einst das rote Meer...

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Es war vor drei Jahren, als in der Passauer Innenstadt mal wieder der "Red Bag Day" stattfand. 

An diesem Tag haben die Geschäfte bis Mitternacht geöffnet und sie verteilen, wie sinnfällig, rote Einkaufstaschen an die fleißigen Käufer. 

Abgesehen davon, dass sich mir der Sinn verschließt, weshalb man ausgerechnet an diesem Tag besonders gerne einkaufen sollte, nur weil es schon dunkel und spät in der Nacht ist, war auch ich mit der Familie unterwegs. 

Zwischen Sparkasse, Commerzbank und Tchibo spielte eine Liveband wirklich gute Musik und die Temperaturen ließen dabei sogar so etwas wie Urlaubsgefühl aufkommen. 

Allerdings waren wir nicht die Einzigen, die die Idee gehabt hatten, den Abend nicht zu Hause gemütlich vor dem Fernseher zu verbringen, sondern sich lieber ins Gewühl, vom Kaufrausch infizierter Menschenmassen, zu stürzen. 

So stand ich also mit meinem Rollstuhl, Schwiegermutter, Frau und deren Tochter im Schlepptau vor der Bühne. 

"I can get no, satisfaction... "

Wow, die 'Stones' in Passau. Die Musik war wirklich gut... 

" Sweet hitchhiker... "


Mein Blick wanderte bei diesem CCR Klassiker die Fußgänger Zone hinunter und ein beklemmendes Gefühl überkam mich, das wohl jeder nachvollziehen kann, der sich schon einmal mit einem Rollstuhl durch eine Menge aus genervten Vätern, quengelnden Kindern und vom Kaufrausch infizierterten Müttern hindurch gekämpft hat. 

Vor mir lagen 500 Meter pure Gewalt menschlicher Masse, die alle Individualität verloren hatte und nur noch wie ein grosser Organismus waberte und pulsierte. 

Da musste ich durch...  irgendwie... denn das Auto hatte ich am anderen Ende dieses Molloch geparkt. 

"...  I see the bad moon rising..." erklang es hinter mir aus den Lautsprechern,  als ich mir den Mut zusammen nahm um mich ins Getümmel zu stürzen.

"...  looking for adventure, in whatever comes your way.. "
gab mir der Steppenwolf Klassiker das Kommando zum Start. 

...  Links eine Lücke...  Achtung, dicker Hintern von rechts,..."...  Heavy metal thunder..." ... dem Kinderwagen ausweichen...  "...  exploding to space..." ...  die Gruppe Kids links umfahren...  Nein, besser doch rechts... "...  born to be wild..." 

Nach den drei Minuten des Songs, hatte ich wohl gerade mal zwanzig Meter geschafft. Gefühlt waren es aber schon Kilometer. 

Bei diesen Gedanken kurz unaufmerksam, hatte ich wohl den, mit roten Einkaufstaschen beladenen, Herren übersehen, der mit gestressten Blick von rechts meine geplanten Weg kreuzte und...  fuhr ihm mit vollem Schwung von hinten in die Hacken... 

"...  Aua..  SCHEISSE... Oh, Entschuldige... " rief er, sich zu mir umdrehen, und sprang zur Seite. 

Als hätte er damit ein zuvor abgesprochenes Kommando gegeben, geschah das Unglaubliche.
So wie der arme Kerl schmerzgeplagt nach rechts gesprungen war, sprang die Frau vor ihm nach links... 

Die gerade noch dichte Masse an Menschen begann sich wie von Geisterhand zu bewegen und teilte sich vor mir, als würde diese Hand langsam einen unsichtbaren Reißverschluss öffnen. 

Noch während ich dem Mann mit seinen roten Tüten zurief, dass ich ja derjenige sei, der sich zu entschuldigen hätte, hatte sich auf der gesamten Länge der Passauer Fußgängerzone eine Gasse gebildet... 

"...  bleibt dicht hinter mir," rief ich meinen 'Mädels'  zu und fuhr dermassen ungehindert durch die geteilte Menschenmenge, gefolgt von neugierigen Blicken, spührend, wie sich das Meer hinter mir wieder schloss.

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