Samstag, 4. Juli 2015

Rum, Zigarren, Santeria und Salsa (2)

Es ist kurz nach 0:00 und die Temperaturen auf meiner Terrasse machen es leicht, mich wieder in das Gefühl hinein zu versetzen, das ich in der Karibik hatte.





Wir waren schließlich vor der mexikanischen Insel Cozumel vor Anker gegangen. Ein großer Teil der Mitreisenden machte sich auf, um die Majapyramiden zu besuchen, während ich es vorzog an Bord zu bleiben und den Tag mit in wenig Wellness und am Pool zu verbingen. Schließlich stand ja am nächsten Tag das Highlight der Reise an.
Kuba... und vor allem Havanna.

Havanna, ist das nicht ein Name der schon wie Musik klingt.

Schon lange hatte ich den Wunsch gehegt diese Stadt zu besuchen, die so eine lange und höchst spannende Geschichte hat.

Wer wie ich Musik liebt und dann auch noch Wim Wenders Film "Buena Vista Social Club" gesehen hat, der kann meine Begeisterung bestimmt verstehen.

Doch vorerst war ich ja noch dazu verdammt, einen Tag unter karibischer Sonne, bei Mojito und Live-Musik am Pool zu verbringen.

Manchmal konnte ich es gar nicht fassen, das ich jetzt mit meinem Rollstuhl  durch die Karibik cruiste.

Ich lag also am Pool, hatte den Rollstuhl neben mir und einen Caipirinha in der Hand, während ich mir die nächsten Ettappen der Reise schon einmal durch den Kopf gehen lies.

Kuba, Caiman Islands,  Jamaika, Aruba, Curacao und Tortuga... 

... ich dachte, in der brütenden Sonne liegend nach, mit was ich über diese klangvollen Namen in meiner Erinnerung finden konnte ...

"Fidel Casstro... Banken... Scharzgeld...Mafia..  Piraten... Bob Marley... Marcus  Garvey.. blauses Gesöff, das starke Kopfschmerzen macht......"

... ich war eingeschlafen und träumte wie die Black Pearl unter vollen Segeln ein Schiff mit amerikanischen Bankern kaperte. Am Bug schwang Che Guevara, als Kapitän Jack Sparrow, die jamaikaniache Flagge, während Bob Marley am Ruder Reggae Klänge in den Wind schmettert... 

"Hey Alter. Du solltest dich mal wenden, sonst wirst du nur auf einer Seite knusprig " hörte ich, immer noch von der Sonne schkaftrunken, eine Stimme hinter mir sagen. 
"Wir sind damit fertig, für heute Abend zu üben und wollen noch auf ein Bier an Land, pack deine Sache und geh mit " 
Es war einer der 'Jungs'. Den schwarzen Anzug hatte er gegen sommerliches T-Shirt und kurze Hosen getauscht. 


Ich quälte mich aus dem Liegestuhl in meinen Rollstuhl und sagte 
" Gute Idee, gibt mir 10 Minuten und wir treffen uns vorne an der Gangway "

Eine viertel Stunde später waren wir unterwegs zu einer kleinen Bar hinter dem Hafengebäude.  

Die Hitze war zwar deutlich spürbar, jedoch war, durch den ständigen Wind von See, das Gefühl sehr angenehm, selbst für mich, einen durch die MS mehr als Temperatur-empfindlichnen Menschen. Ich fühlte mich, jetzt so langsam angekommen, rundum wohl.

Wir genossen also die kühlen Drinks und das mexikanische Essen, bis die Jungs wieder zurück an Bord mussten um sich auf den abendlichen Auftritt vorzubereiten.

Für mich gab es noch einen weiteren spannenden Termin... Seenot-Rettungsübung, die wie ich erfuhr, jede Woche stattfinden musste.

Für die Rollstuhlfahrer gab es dabei mal wieder eine Extrawurst.

Ein Steward hatte mich speziell, die Wichtigkeit mehrmals betonend, darüber informiert, dass ich um 14:00 auf meinem Zimmer sein sollte, weil man mich da zur Übung abholen würde.

Brav wartete ich also ab 13:30 in meiner Kabine und hört noch etwas Musik.

Schnell wurde es 14:00, so dass ich damit rechnete bald abgeholt zu werden. Bei Seenot durften anscheinend die Aufzüge nicht benutzt werden und die Rollstuhlfahrer würden die Treppen hinunter getragen.

Na, da war ich schon gespannt, wie ein paar schmächtige Phillipinies, mich und meinen Rollstuhl die Treppen hinunter wuchten würden. Es handelte sich immerhin um ein Gesamtgewicht von ca. 130 Kg.

Die Zeit verging und es war mittlerweile 14:30. Entweder hatte ich etwas falsch verstanden oder man hatte mich schlichtweg vergessen.

Nach einer weiteren viertel Stunde, setzte ich mich also in meinen Rolltuhl und fuhr, vollig unerlaubt, aber bohne deshalb ein schlechtes Gewissen zu bekommen, mit dem Aufzug zum Theater, in dem der Treffpunkt sein sollte.

Kaum aus der Aufzugtür, kam der Steward, der anscheinend für die Organisation des Ganzen verantwortlich gewesen war, aufgelöst auf mich zu.

"Gott sei Dank, da sind sie ja endlich... sie wurden vermisst... was war denn los?"

"Was meinen sie denn? Ich hatte mich versteckt, weil ich mich partout nicht retten lassen wollte" gab ich ihm zur Antwort.

Er schaute mich nur fragend an, bekam aber nach ein paar Sekunden einen Geistesblitz.

"Wurden sie etwa vergessen?"

"So sieht es aus. Ich bin ja nur froh, dass es nur eine Übung war, sonst würde ich jetzt wohl schon mit den Haien Poker spielen." antwortete ich ihm mit freundlichem Lächeln.

Er errötete leicht und meinte "Ohjeh, das darf natürlich nicht passieren.

"bleiben Sie entspannt, wir schwimmen ja noch"


An Bord gab es ein weitreichendes Unterhaltungsangebot von hoher Qualität.

Fast den ganzen Tag war irgendwo live Musik zu hören, in den Bars, beim Kaffee oder einfach nur am Pool.

Neben den beiden Self-Service Restaurants, gab es rund um die Uhr kleine Imbisse in denen karibische, mxikanische oder auch asiatische Speissen angboten wurden.

Ich lies es mir also gut gehen und besuchte am Abend noch die "Wellcome-Show" im Theater, bis ich dann recht früh ins Bett ging.

Am nächsten Morgen wollten wir nämlich schon zum Sonnenaufgang Havanna anlaufen, was ich auf gar keinen Fall verpassen wollte.


Villa San Cristóbal de La Habana

... im Volksmund La Habana, oder bei uns Havanna genannt, lag igendwo hinter dem morgendlichen Dunst der aufgehenden Sonne.

Gespannt auf diesen geschichtsträchtigen Ort, aber auch auf seine Menschen und ihre Lebensart, stand ich am Bug des Schiffes und wartete darauf, die Siluette mit El Malecon, der bekannten Prachtstasse, erkennen zu können.

Wenige Minuten später war es dann soweit.













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