Sonntag, 19. Juli 2015

Zeit der Demagogen

http://www.wiedenroth-karikatur.de/KariAblage201101/20110121_Gysi_Stasi_Akte_DDR_ARD.jpg


Gestern bin ich auf Facebook über die Rede Gregor Gysis vor dem deutschen Bundestag gestolpert, in der er die Rolle Deutschlands in Europa, mit gewohnt brillianter Rethorik angeprangert hat.

Aufgefallen ist mir dabei, im übrigen auf Gysis offiziller Facebook Seite, dass er selbst von mir als liberal eingeschätzen Facebookfreunden, viel Beifall erhalten hat.

Da mich dieses Thema beschäftigte, bin ich, meinem Bauchgefühl folgend, der Sache etwas weiter nachgegangen und will euch meine Reaktion nicht vorenthalten.

Folgende Stellungname habe ich zwischen einer Vielzahl anderer Stellungnahmen abgegeben, aber keine Reaktion Gysis erhalten, wohingegen auf "Jubel-Posts" Gysi (oder wer auch immer in seinem Namen) des öftren geantwortet hatte.

Hier meine Stellungnahme auf Gysis Seite, incl. aller Tippfehler.
 
"Jaja, Herr Gysi. Immer wenn Dinge falsch laufen, und das tun sie zur Zeit, ist die Zeit der Demagogen gekommen.
Da waren sie ja schon immer vorne mit dabei.
Doch wo waren sie zu Zeiten des diktatorischen DDR Systems zu hören?
Unsere Demokratie, bei allen unbestrittenen Problemen, gibt Ihnen doch erst die Möglichkeit zu ihren Äußerung. 
Ich gebe ja zu, dass sich vieles was sie sagen, oberflächlich betrachtet, nicht falsch anhört.
In der Rolle des geschickten Redners, der geschickt seine Finger in, ebenso geschickt geöffnete, Wunden legt, ringen sie mir sogar Respekt ab.
Doch wie steht es um die Glaubwürdigkeit eines Mannes, der nicht in der Lage war sich gegen das totalitäre DDR Regime zur Wehr zu setzen, sonder der dabei mitgewirkt hat 20 Millionen Menschen hinter einer Mauer eingesperrt zu halten und diejenigen die das nicht wollten per staatlichem Befehl zu erschießen.
Entschuldigen Sie. So jemanden kann ich beim besten Willen nicht wählen, selbst wenn er ein rethorisch geschickter Redner ist."

Dazu, und zur Bestätigung meiner Worte, ein Auzug aus der Wikepedia Seite zu Gragor Gysi.:

Bericht des Immunitätsauschusses 1998

Laut Abschlussbericht des Immunitätsausschusses des Deutschen Bundestages soll Gysi zwischen 1975 und 1986 für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR unter verschiedenen Decknamen, dabei hauptsächlich als IM Notar gearbeitet haben, nachdem in einer früheren Version des Abschlussberichtes noch davon die Rede war, dass ein solcher Nachweis aufgrund der vorhandenen Unterlagen nicht erfolgen kann.[13]
Im Abschlussbericht[14] heißt es unter anderem, Gysi habe
„[…] seine herausgehobene berufliche Stellung als einer der wenigen Rechtsanwälte in der DDR genutzt, um als Anwalt auch international bekannter Oppositioneller die politische Ordnung der DDR vor seinen Mandanten zu schützen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat er sich in die Strategien des MfS einbinden lassen, selbst an der operativen Bearbeitung von Oppositionellen teilgenommen und wichtige Informationen an das MfS weitergegeben. Auf diese Erkenntnisse war der Staatssicherheitsdienst zur Vorbereitung seiner Zersetzungsstrategien dringend angewiesen. Das Ziel dieser Tätigkeit unter Einbindung von Dr. Gysi war die möglichst wirksame Unterdrückung der demokratischen Opposition in der DDR […]“
Gregor Gysi bezog zu diesen Aussagen im Abschlussbericht wie folgt Stellung:[13]
„[…] Die Gerichte kamen regelmäßig nach wesentlich weitergehenden Untersuchungsmöglichkeiten [d. h. als denen des Ausschusses] zu der Auffassung, dass es einen Nachweis für eine inoffizielle Zusammenarbeit zwischen mir und dem MfS der ehemaligen DDR nicht gibt. […] Insgesamt ist es dem Ausschuss nicht gelungen, die Vorwürfe zu belegen, die er gegen mich erhebt. Ein solcher Nachweis kann auch nicht gelingen, weil ich zu keinem Zeitpunkt inoffiziell mit dem MfS zusammengearbeitet habe. […]“
Die Feststellungen des Immunitätsausschusses hatten aber keine Auswirkungen auf Gysis Arbeit als Abgeordneter, der im Abschlussbericht selbst der Beschuldigung widersprach und auf „wesentliche Mängel und Fehler“ im Verfahren hinwies. Die PDS und die FDP stimmten dem Papier nicht zu.
Gysi legte erneut Klage gegen die Feststellung ein. Gregor Gysi bekannte sich zur Kooperation mit der Staatsanwaltschaft und dem Zentralkomitee der SED „im Interesse und mit Wissen seiner Klienten“ und ging mehrmals, bisher (2013) erfolgreich, gerichtlich gegen die Verbreitung der Behauptung, er wäre IM Gregor / IM Notar gewesen, vor. 1998 untersagte das Landgericht Hamburg dem Magazin Der Spiegel, weiterhin zu behaupten, Gregor Gysi habe für die Stasi-Spionageabteilung gearbeitet und dort den Decknamen IM Notar geführt, weil der Spiegel seine Behauptungen nicht habe beweisen können.

Hmmm, da kann man sich ja sein eigenes Bild draus  machen, wie es um Glaubwürdigkeit eines Mannes bestellt ist, der per Gerichtsbeschluss feststellen lassen muss, dass Unterlagen die seine Rolle im SED System klarstellen würden nicht veöffentlicht werden dürfen.

Allerdings sollte sich die Regierung durchaus Gedanken darüber machen, weshalb ihr genwärtiges Handeln, Demagogen der extremen Linken als auch der extremen Rechten, so viele Angriffspunkte für ihre Demagogik bietet.

Ich persönlich halte dabei beide extremen Flügel gleichermassen für gefährlich, auch wenn wir anscheinend, der Historie geschuldet, den rechten Flügel immer als den gefährlicheren zu betrachten scheinen.

Ich für meinen Teil, will weder einen neuen  "Hitler" noch einen neuen "Stalin" haben.

Lasst uns doch einfach aus der Geschichte lernen, ohne dass wir sie verneinen, verbiegen und sie zu egoistischen Zwecken benutzen lassen.

Ich bin Deutscher und ich bin stolz darauf.

Stolz auf unsere Geschichte und unsere Leistungen. 
Kritisch zu unseren Verfehlungen, ohne schlechtes Gewissen, weil ich sie nicht begangen habe, aber vorsichtig um so etwas in Zukunft zu vermeiden.

Denen, die mir ein schlchtes Gewissen einreden wollen um damit eigene Vorteile zu erreichen, schmettere ich entgegen:

"Kehrt zuerst vor eurer eigenen Tür"

Passend dazu fällt mir ein Gedicht von Heinz Ehrhard ein.

Flecke

Gott, voller Weisheit, hehr und mild,
schuf uns nach seinem Ebenbild.
Gewiß, wir Menschen sind gescheit,
doch wo ist unsere Menschlichkeit ?
Erscheint uns jemand edel, groß,
so täuscht das: er verstellt sich bloß !
Erst wenn er Böses tut und spricht,
zeigt er sein wahres Angesicht ! --

Um obiges nun zu beweisen,
laßt alphabetisch uns verreisen,
dann kann man sehn, was so geschah !
Wir fangen vorne an, bei A !!!

A (Amerika)

Amerika, du Land der Super-
lative und dort wo James Cooper
zwar seinen "Lederstrumpf" verfaßte,
man aber die Indianer haßte,
weshalb man sie, halb ausgerottet,
in Reservaten eingemottet,
sich dafür aber Schwarze kaufte,
sie schlug und zur Belohnung taufte,
doch heute meidet wie die Pest,
sie aber für sich sterben läßt --
wie beispielgebend stehst du da
für Menschlichkeit ! O USA

B (Briten)

Jedoch auch sie, die vielen Briten,
die Schott- und Engländer, sie bieten
für unser Thema Menschlichkeit
so manchen Stoff seit alter Zeit !
Nur waren's statt Indianer Inder,
die sie ermordeten, auch Kinder;
und ähnlich Schreckliches erfuhren
danach die Iren und die Buren,
die man durch den Entzug des Fetts
verschmachten ließ in den Kazetts !
Jedoch bei Völkern, welche siegen,
wird sowas immer totgeschwiegen ...

C (Christen)

Dann wäre da, bar jeden Ruhms,
so manche Tat des Christentums,
die, eben wegen seiner Lehre,
am besten unterblieben wäre !
Man denke da zum Beispiel an
Inquisition zuerst und dann
an Waffensegnung mit Gebeten,
um andre Gläubigen zu töten !
Auch dieses: lieber Menschenmassen
verelenden und hungern lassen,
statt man Geburtenregelung übe --
auch das zeugt nicht von Menschenliebe !

D (Deutschland)

Nun: Wollt ihr, daß im Alphabet
es mit dem D jetzt weitergeht ?
Ist es nicht besser, wenn ich ende ?
Wascht nur in Unschuld eure Hände
und greift, kraft eigenen Ermessens,
zum güt'gen Handtuch des Vergessens ...

Doch hilft das Waschen nicht und Reiben:
Die Flecke bleiben !

(aus "Das grosse Heinz Erhardt Buch",
erschienen im Fackelträger Verlag, 1970)






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