Samstag, 20. Juni 2015

Die schwimmende Stadt

Endlich waren wir am Hafen angekommen.
Doch noch sollte es nicht auf das schon wartende Schiff gehen, da noch die üblichen Formalitäten zu erledigen waren. Immerhin verließen wir mit dem Gang an Bord Jamaika und waren dann,...  Ja was eigentlich? Staatenlos?
Diese unnötige Überlegung wurde mir von der freundlichen Dame in ihrer adretten Uniform abgenommen, die mir mit breitem Lächeln ein Glas Sekt in die Hand drückte.
"Willkommen zu ihrem Urlaub auf der 'aRosa'. In Kürze werden wir an Bord gehen. Nur noch die Zollformalitäten, dann geht es auch schon los. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass Sie keine Drogen oder Waffen mit an Bord nehmen dürfen. Heute um 15:00 findet im Atrium dann eine Informationsveranstaltung für unsere neuen Gäste statt"
Während sie routiniert ihren Text abspielte, hatte sie in ihren Unterlagen, die sie wohl auf ihrem Klemmbrett mit sich führte, meine Daten herausgesucht.
"H. Beckmann, ihre Kabine befindet sich auf Ebene 5, Nr 548, rechte Seite. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt an Bord. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an mich oder an eine meiner Kolleginen"

Die Schlange vor der augenscheinlich extra aufgebauten Zollkabine war inzwischen aufgelöst und ich rollte auf den wichtig dreinschauenden Zollbeamten zu.
"Anything to declare? Drugs, weapons? " fragte er ohne mich dabei anzusehen in leicht gebrochenem Englisch.
"no weapons and just the drugs I need for my daily use" gab ich ihm als Antwort zurück.

Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, hellte sich aber sofort wieder auf als er mich von oben bis zu den Rädern musterte.
"you mean medicine? Right? "

Ich musste mich zurückhalten, um nicht auszuprobieren wie weit man mit Späßen gehen konnte, wollte aber den Bogen nicht überspannen 
" Yes Medicine " antwortete ich während er mich mit seinem Metalldetektor abtastete.

Da so ein Rollstuhl nun mal aus Metall gefertigt ist, piepste natürlich der Apparat durchgehend, was ihn aber nach der Klärung der Drogenfrage nicht mehr weiter interessierte.
" ok, nice Holiday " brummte er noch und winkte mich weiter.

Da stand ich nun also vor dem Schiff, das für die nächsten vierzehn Tage meine Heimat sein sollte.
Neun Stockwerke hoch, zählte ich und Rollte über die Gangway in den Bauch der schwimmenden Stadt.


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